45 Jahre Mercy Ships
Ein Blick zurück und ein Traum für die Zukunft
11. Juli 2023

Landsberg am Lech, 12.07.2023 - Vor 45 Jahren begannen die Eheleute Don und Deyon Stephens, einen lang gehegten Traum in die Tat umzusetzen. Nachdem sie einen Wirbelsturm auf den Bahamas er- und überlebt und die fatalen Folgen dieser Katastrophe für die Menschen vor Ort gesehen hatten, wollten sie künftig in der Lage sein, in solchen Situationen helfen zu können. Ihr Plan war es, ein Schiff zu haben, welches für medizinische Hilfsprojekte eingesetzt werden kann.
Zu sechst verließen Sie ihre Heimat: Don, Deyon und ihre vier Kinder. Schnell formierte sich eine kleine Gruppe von Menschen um die Familie, die diese Vision teilte und daran mitarbeiten wollte. Es sollte einige Jahre dauern, doch der Traum begann Wirklichkeit zu werden, als Don Stephens den Kaufvertrag für einen Ozeandampfer in Lausanne (Schweiz) unterschrieb. Dies war die Geburtsstunde von Mercy Ships.

Das Schiff namens Victoria war eigentlich ein italienisches Passagierschiff. Don und sein Team kauften den Ozeandampfer für seinen Schrottwert und bauten ihn in den folgenden vier Jahren in ein Hospitalschiff, die Anastasis, um.
Aus einem Schiff wird eine Organisation
Heute, viereinhalb Jahrzehnte später, hat Mercy Ships mehr als 1,2 Millionen Menschen in 55 Ländern geholfen: durch medizinische Behandlungen, 110.000 lebensverändernder Operationen, sowie durch Fortbildungen lokaler Fachkräfte im medizinischen und in anderen Bereichen.
Jedes Jahr arbeiten mehr als 3.000 Ehrenamtliche aus über 60 Ländern an Bord der beiden größten zivilen Krankenhausschiffe der Welt, der Africa Mercy und der Global Mercy. Fachleute wie Chirurgen, Zahnärzte, Pflegekräfte, Köche und Ingenieure widmen ihre Zeit und ihr Können dem Ziel, den Zugang zu sicherer chirurgischer Versorgung zu verbessern. Allein in der ersten Hälfte des Jahres 2023 arbeiteten mehr als 1.100 Ehrenamtliche an Bord des neuen Schiffs Global Mercy. „Was als Vision oder Traum von Deyon und mir begann, gehört jetzt Hunderten, Tausenden Menschen“, so Don.
Die frühen Jahre
Doch Mercy Ships definiert sich nicht über Zahlen, sondern über Menschen, die an dem großen Traum mitarbeiten. „Einige der großartigsten Menschen, die ich je kennenlernen durfte, arbeiten bei Mercy Ships“, sagt Don.
Drei dieser Menschen sind Faithful, Mary und Esther Biney. Faithful und Mary aus Ghana waren die ersten afrikanischen Crew-Mitglieder von Mercy Ships. Sie heirateten auf der Anastasis und kurz darauf wurde ihr erstes Kind, Esther, an Bord geboren. Faithful erinnert sich an diese „herausfordernden Jahre“, in denen sie als junge Familie auf dem Schiff lebten, gleichzeitig aber immer wieder die Treue Gottes erlebten. „Gott hat immer für uns gesorgt und wird es auch in Zukunft tun“, sagt Faithful.
Als Erwachsene kehrte Esther just zu der Zeit zu Mercy Ships zurück, in der die Anastasis, das Zuhause ihrer Kindheit, in den Ruhestand versetzt wurde. Dann begann eine neue Ära mit einem viel größeren Schiff. „Es war ziemlich aufregend, die Schiffe Seite an Seite angedockt zu sehen und von der Anastasis auf die Africa Mercy umzusteigen. Das war wirklich etwas unglaublich Besonderes“, erinnert sich Esther.
Mehr Schiffe, mehr Möglichkeiten
Heute ist die Africa Mercy immer noch im Einsatz und wird nun verstärkt durch die Global Mercy. Die Global Mercy ist das erste Schiff, welches Mercy Ships selbst bauen ließ. Durch dieses neue, größere und hochmoderne Schiff kann Mercy Ships deutlich mehr Menschen helfen. Mindestens genauso wichtig wie das Schiff selbst ist aber das Krankenhaus an Bord.

„Die Geräte in unseren Operationssälen sind zum großen Teil Sachspenden“, sagt Don Stephens. „Einiges davon haben wir dank der Großzügigkeit der Menschen anschaffen können, die sich mit uns verbunden fühlen.“ Diese Menschen, sowohl finanzielle Unterstützer als auch diejenigen, die Don als „Gebetspartner“ bezeichnet, sind der Motor hinter den Kulissen, der Mercy Ships am Laufen hält. "Menschen aus der ganzen Welt stehen hinter der Arbeit von Mercy Ships und entscheiden sich immer wieder neu, uns zu unterstützen“, sagt er. „Das ist eine große Ehre.“
Grenzenloses Engagement
Während des aktuellen Einsatzes der Global Mercy im Senegal, gab es eine Operation, die exemplarisch für alles ist, wofür Mercy Ships steht. „Wir hatten drei OP-Schwestern, drei Chirurgen und zwei Anästhesisten aus vier verschiedenen Nationen bei einer einzigen Operation dabei“, berichtet Don. Bei der 18-stündigen Operation verlor die Patientin sehr viel Blut, woraufhin Crewmitglieder Blut spendeten, um sie am Leben zu halten.

„Die Patientin trägt nun Blutkonserven aus 15 verschiedenen Ländern in sich“, sagt Don. „Sie läuft mit dem Blut der Crew und sogar einiger Ärzte und Leute, die im Operationssaal waren, herum und ist deswegen noch am Leben.“ Diese Geschichte verdeutlicht, mit welchem Engagement und Einsatz die Mercy Ships-Crew vor Ort arbeitet und Hilfe leistet. „Ich denke, das steht repräsentativ für die letzten 45 Jahre“, sagt Don Stephens.
Während die Organisation weiter wächst, ist es Dons große Hoffnung, dass die Mitarbeiter und die Crew den Grundwerten von Mercy Ships treu bleiben: Gott zu lieben, ihre Nächsten zu lieben und ihnen zu dienen, integer zu sein und in allem, was sie sagen und tun, ihr Bestes zu geben. Obwohl sie mit einem großen Traum begannen, ahnten Don und Deyon damals nicht, wie groß Mercy Ships einmal werden würde. Wie Don jedoch betont, ist das Unvorstellbare gar nicht so überraschend, da Gott in der Lage ist, „unermesslich mehr zu tun, als wir erbitten oder uns vorstellen können“.
„Habe ich mir das alles am Anfang vorgestellt?“, überlegt Don. „Nein. Ich hoffte schon, dass es mehrere Schiffe geben würde. Aber Mercy Ships ist über meine kühnsten Träume hinausgewachsen. Und wenn wir sehen, was Gott tut und weiterhin tun wird, hoffe ich, dass wir einen kleinen, aber bedeutenden Anteil am Wachstum seines Reiches auf dem afrikanischen Kontinent haben werden.“